Vor gut einer Woche erhielt ich von einer angehenden Abiturientin ein paar Fragen im Zusammenhang mit der Computerkunst bzw. der fraktalen Kunst. Diese Fragen möchte ich Euch nicht vorenthalten, denn sie sind wirklich sehr interessant.

  1. Wie kam es dazu, dass Sie sich mit Kunst am Computer beschäftigen? Wieso beschäftigen Sie sich mit der Fraktalen Kunst?
    • Der Prozess mich mit “Computerkunst” bzw. “Fraktalkunst” zu beschäftigen war eher schleichend. Zunächst entwickelte sich das Interesse an der Mathematik, allerdings schien mir die euklidische Geometrie die Natur und andere komplexe Vorgänge nur unzureichend zu beschreiben.

      Daher begann ich mich näher mit der komplexen Mathematik zu beschäftigen und las Bücher über Fraktale, insbesondere “Die Fraktale Geometrie der Natur” von Mandelbrot sowie “The Beauty of Fractals” von Peitgen und Richter.

      Dabei faszinierte mich nicht nur die filigrane selbstähnliche Struktur der Fraktale, sondern auch die Tatsache, dass einfache Formeln solch ästhetische Bilder hervorbringen konnten. Mit der Zeit entstand der Wunsch selbst fraktale Bilder zu kreieren, doch die Computertechnik der 80er Jahren war lediglich in der Lage, einfache Fraktale in schwarz-weiß zu erzeugen.

      Diese Situation änderte sich mit Aufkommen neuester Computer, die immer leistungsfähiger und in der Lage waren, komplexe mathematische Berechnungen durchzuführen. Sie ermöglichten zudem Fraktale in Farbe dazustellen und die Zeit der Berechnung in Grenzen zu halten. Aus Stunden wurden Minuten.

  2. Was gefällt Ihnen am Besten in dieser Kunstrichtung? Was gefällt Ihnen gar nicht daran?
    • Diese Stilrichtung ist noch relativ jung, sie mit meinen Bildern zu prägen und mitzugestalten gefällt mir am Besten. Sie schenkt mir die Freiheit, ohne Einschränkungen kreativ zu werden, mit neuen Arbeitstechniken zu experimentieren und über Stilrichtungen hinaus, neue künstlerische Möglichkeiten zu entdecken.

      Ein Nichtgefallen gibt es für mich nicht.

  3. Kann man Fraktale Kunst überhaupt als Kunstrichtung ansehen? Zählt am Computer geschaffene Kunst als Kunst? Kann Menschenhand die gleichen Bilder erschaffen?
    • Die Frage, ob computergenerierte Kunst auch wirklich Kunst genannt werden kann, liegt im Auge des Betrachters. Die Meinungen gehen hier weit auseinander. Ich denke schon das es Kunst ist, denn der Computer und die zu Grunde liegenden Formeln sind für den Künstler, wie der Pinsel oder der Fotoapparat, das Werkzeug. Durch das Entwickeln neuer Formeln, durch geschicktes Arrangieren von Masken und Ebenen oder durch Erstellen neuer Farbverläufe entsteht ein “einzigartiges” Bild. Die Einzigartigkeit büßt das Bild natürlich mit seiner Reproduzierbarkeit ein.

      Maßgebend ist die schöpferische Arbeit, die Kreativität, wie der Künster die Arbeitsmittel Computer und Formeln einsetzt. Wie bei einem Fotografen, der für seine Fotografie auf Licht, Schatten und Stimmung achtet und diese ggf. durch den Einsatz von Filtern zu beeinflussen versucht, geht das Ergebnis seiner Arbeit weit über den bloßen Einsatz der Geräte hinaus.

      Natürlich kann ich Fraktalbilder auch mit Pinsel und Farbe auf eine Leinwand malen, sie wären aber sehr abstrakt und würden viel von ihren filigranen Strukturen einbüßen. Details, die auf ihren mathematischen Ursprung schließen lassen, gingen verloren.

      Ich denke, dass die Fraktalkunst schon als Teil der Computerkunst verstanden werden kann. Ob sie den Status einer Kunstrichtung verdient, ermisst sich daran, inwieweit sie die Kunst als Gesamtheit beeinflusst, sie prägt und welche Impulse sie auf andere Stilrichtungen aussendet. Kunstwissenschaftler werden sicherlich eine genauere Antwort darauf geben können.

Vielleicht sind die Fragen ein kleiner Anreiz, Eure eigenen Antworten zu finden.

Danke für die interessanten Fragen.